Bevor man den Bettel ins Heu wirft und seine Anstellung kündigt, lohnt sich ein genauer Blick auf die tieferen Beweggründe der persönlichen Unzufriedenheit. «Man nimmt sich überall selbst mit hin» sagt Ragnhild Struss, denn anderenfalls wiederholt man am neuen Ort die schwierigen Erfahrungen. Dabei hilft die Einsicht
- dass wir oft nicht wissen, warum wir eigentlich unzufrieden sind,
- dass die Angst, zu scheitern oder anzuecken, uns abhält, aktiv zu werden,
- dass wir bequem sind und den bekannten Schrecken dem unbekannten vorziehen,
- dass innere Überzeugungen verhindern, andere Verhaltensweisen auszuprobieren.
«Job Crafting» beschreibt einen Lösungsansatz, Zufriedenheit im Beruf zu erlangen, indem man selbstbestimmt Einfluss nimmt, bevor die Passung «kippt». Dabei ist es legitim, die berufliche Tätigkeit als Mittel zum Zweck zu verstehen, solange grundsätzliche Erwartungen an diese erfüllt sind. «Leidenschaft» ist bspw. keine Voraussetzung, dafür Zufriedenheit, die dafür sorgt, dass man langfristig gesund bleibt, mit Stress umzugehen weiss und Resilienz entwickeln kann.
Leider verfügen wir oft nicht über die nötigen konstruktiven Techniken, Kenntnisse oder Verhaltensweisen, die uns helfen, auf uns und auf unsere Möglichkeiten im beruflichen Kontext Einfluss zu nehmen. Der hörenswerte Podcast «Smarter leben» gibt Einblick in Job Crafting und stellt ein exemplarisches 5-Punkte-Programm vor, das unterstützt, sich selbst und den eigenen Bedürfnissen auf die Spur zu kommen. Kernelemente sind:
- Innere Widerstände ernst nehmen und den damit verbundenen unangenehmen Gefühlen auf den Grund gehen.
- Die eigene Persönlichkeit erforschen und dabei einen Blick auf die selbstwirksam-glücklich-machenden Momente in der Kindheit zu werfen.
- Sich erlauben, gross zu denken und den bisherigen Erfahrungshorizont spielerisch zu sprengen.
- Perspektiven auszuloten und in die Realität zu integrieren.
- Die Umsetzung anhand eines Aktionsplans.
Der bleibende Gewinn einer solchen Selbstreflexion ist, sich auf die Spur gekommen zu sein und sich, sollte es am bisherigen Ort nicht gelingen, das Umfeld zu suchen, an dem Erwartungen Rechnung getragen wird.
Ragnhild Struss und Lenne Kaffka in https://www.spiegel.de/karriere/job-crafting-in-fuenf-schritten-die-arbeit-wieder-lieben-lernen-a-f1ecb06b-8dd6-4d05-a58e-c7bbe8d96830
Foto © Cornelia Knoch, unbekannter Künstler, gesehen am 10.05.2024, HB Schlieren